home

N° 1354
20. - 30.04.2024

nächste Aktualisierung
am 27.04.2024



Startseite · Oper & Konzert · Da Capo

Smart, aber brav: Wagners »Der Fliegende Holländer«

Bayreuth, Festspiele

Das Unwetter kracht, der Seesturm tobt. Doch Christian Thielemann und sein fabelhaftes Bayreuther Festspielorchester können auch anders. Im feinsten Dolce blüht das Sentamotiv, in die rustikalen Matrosentänze schmeißt sich Thielemann mit Spielopernfuror. Auf der Szene der überschaubar moderne Kontrapunkt zur Gespensterballade: Ironie statt Emphase. Hier lodern nur die inneren Emotionen.
Jan Philipp Gloger, 31, mit seiner dritten Opernarbeit bereits auf den Grünen Hügel eingeladen, ist ein Ausgleicher, will zeitgenössisch erzählen, die Motive von Ideal und Ernüchterung, Utopie und Marktwirtschaft filetieren, aber Wagners Handlungsgerüst erhalten. Ein wenig musterknabenhaft kommt das rüber. Sein zentrales Bild: der unbehauste Geschäftsweltreisende Holländer und die sich in schlichten Bastelfantasien einer schwärmerischen Girlie- Welt verlierende Senta. Adrianne Pieczonca ist ganz kontrollierte Sopran-Glut. Der für den wegen seiner umstrittenen Tätowierungen nicht mehr tragbaren Evgeny Nikitin mit nur einer Bühnenprobe eingesprungene Samuel Youn hat sehr gute Bariton- Höhen, dagegen einen eng mensurierten Bass-Bereich.

Matthias Siehler, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 4 / 2012



Kommentare

Kommentar posten

Für diesen Artikel gibt es noch keine Kommentare.


Das könnte Sie auch interessieren

Volt & Vinyl

Volt & Vinyl

Giacinto Scelsi

zum Artikel

Gefragt

Youn Sun Nah

Reisende soll man nicht aufhalten

Die südkoreanische Sängerin eroberte Europa in den vergangenen Jahren im Sturm. Nun hat sie die […]
zum Artikel

Kronjuwelen

Kronjuwelen

Schätze für den Plattenschrank

Ein Vierteljahrhundert gab es das Cleveland Quartet. Genauer: 26 Jahre lang existierte diese […]
zum Artikel


Abo

Top