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„Ich bin der Welt abhanden gekommen“, heißt eines der von Gustav Mahler vertonten Rückert-Lieder. Im Bistum Brünn singt man eine andere Fassung: „Ich bin der Kirch abhanden gekommen“. Denn der örtliche Bischof Cikrle hat sich jetzt als folgsames Sprachrohr des Vatikans entpuppt und Mahlers Musik aus den Gotteshäusern verbannt. Laut eines Vatikanerlasses aus dem Jahr 1987 sollen schließlich nur geistliche oder liturgische Musik in den Kirchen zu hören sein. Knapp 20 Jahre später greift diese Direktive endlich im tschechischen Jihlava, wo man alljährlich den berühmtesten Sohn mit einem Festival ehrt. In der Sankt-Ignatius-Kirche werden ab sofort die Pforten verschlossen sein für Mahlers Sinfonien und Lieder. Jihlavas Bürgermeisdpater Vladimír Hník soll darüber not amused gewesen sein. Aber vielleicht greift bis dahin ja auch der Heilige Geist ein, den Mahler in der 8. Sinfonie mit dem „Veni, creator spiritus“-Hymnus schon mal angerufen hatte.
Guido Fischer, 10.01.2015, RONDO Ausgabe 2 / 2006
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