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RONDO: Statistisch gesehen erscheint auf Naxos jeden zweiten Tag eine neue CD. Welche Neuproduktion haben Sie heute schon abgezeichnet, Herr Heymann?
Klaus Heymann: Da muss ich mal nachschauen. Also demnächst kommt die erste Folge der Prokofjew- Sinfonien mit Marin Alsop heraus. Dann stehen Einspielungen von Messiaen, Penderecki und Gustav Holst an. Und neben einem Oratorium von Simon Mayr kommt eine weitere Folge mit Madrigalen von Gesualdo heraus. Darüber hinaus haben wir aktuell rund 600 Aufnahmen, die schon fest geplant oder bereits aufgenommen worden sind.
RONDO: Die genannten Namen sind ja nicht gerade Verkaufsschlager. Wie hoch sind da die Stückzahlen?
Heymann: Die Erstauflage hängt davon ab, wie sich eine ähnliche Aufnahme in der Vergangenheit verkauft hat. Die erste Folge der geplanten Gesamteinspielung aller Werke von Pablo de Sarasate hat sich gerade so gut verkauft, dass wir jetzt gleich mit 4.000 Stück beginnen.
RONDO: Überall liest man von den schrumpfenden Absatzzahlen bei den CDs. Dennoch veröffentlichten Sie weiterhin unbeirrt rund 200 Aufnahmen – im Jahr!
Heymann: Wenn wir heute eine CD verkaufen, bekommen wir von unseren Vertriebspartnern zwei Euro. Die Pressung kostet 65 Cents. Dann kommt vielleicht noch die GEMA dazu. Unter dem Strich bleibt für uns ein Euro. Wenn wir bei iTunes ein Album verkaufen, bekommen wir drei Euro. Der Download-Verkauf ist viel profitabler. Andererseits wollen eben immer noch viele die physische CD in den Händen halten. Sie möchten die Texte dazu haben und vor allem wollen sie einen vernünftigen Klang. Bei vielen Aufnahmen auf den Piraten-Websites ist der Klang dann doch nicht so toll.
RONDO: Damit haben Sie das Stichwort geliefert: Sie waren 1996 der erste, der seinen Label-Katalog komplett zum kostenpflichtigen Download ins Internet gestellt hat. Nun wird aktuell in Deutschland ein Vorschlag der Piraten-Partei diskutiert, die Urheberrechte abzuschaffen und alles im Internet frei verfügbar zu machen. Für Sie ist das ja wohl ein Horror-Szenario.
Heymann: Das ist völliger Unsinn. Wer will denn dann noch Aufnahmen machen, wenn sie nicht mehr geschützt sind. Wie wollen wir dann Geld verdienen?
RONDO: … und Ihre Download-Plattform »Classiconline« und vor allem Ihre »Music Library« könnten Sie gleich dichtmachen …
Heymann: Als wir die »Music Library« ins Netz stellten, war sie ursprünglich für Universitäten, öffentliche Bibliotheken und Schulen gedacht. Inzwischen greifen aber auch Musiker und nicht zuletzt Journalisten auf diese weltweit zweitgrößte Klassik-Plattform zu. Zumal man in dieser elektronischen Bibliothek sich nicht nur über 70.000 CDs anhören, sondern sich über die Werke informieren kann. Über die Abonnements haben wir inzwischen rund 3,7 Millionen Euro eingenommen. Das sind heute schon ganz andere Dimensionen. Was man auch bei unserem Personal sieht: Während das Naxos-Label zehn Mitarbeiter hat, sitzen in unserer IT-Abteilung 74 Mitarbeiter.
RONDO: Wenn das Internet so eine Goldgrube ist – warum sind nicht auch Ihre Wettbewerber auf diesen Zug aufgesprungen?
Heymann: Bei den anderen Klassik-Labels ist das allein von der Logistik her nicht so einfach. Bei Naxos ist nicht nur alles unter einem Dach. Als Alleinunternehmer kann ich sagen: »Kinders, hier geht’s lang«.
Naxos
Guido Fischer, 30.11.1999, RONDO Ausgabe 3 / 2012
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