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Der Jazzclub BIX

Reinkommen und wohlfühlen

Der Jazzclub BIX ist neu in Stuttgart. So neu, dass die kunstvoll gewundene Messingverkleidung der Wände noch kratzerlos glänzt. Mit massiver Unterstützung des Stuttgarter Kulturamts wurde der Jazzclub BIX am 14. Dezember 2006 eröffnet. Er soll sich in der Oberliga der deutschen Clubs etablieren.

Jazz ist keine Musik für Keller“, betont Mini Schulz. Der Jazzclub BIX, dessen Programm er als Vorsitzender des Vereins Jazzcom verantwortet, liegt ebenerdig und in der ersten Etage im Gustav-Siegle-Haus. „Wir planen Kooperationen“, kündigt Schulz Crossoverprojekte an. Schulz, Professor für Jazzkontrabass an der Stuttgarter Musikschule, künstlerischer Leiter des Popbüros der Region Stuttgart, Bassist in Sinfonie- und Kammerorchestern und „Sachkundiger Bürger“ im Kulturausschuss des Stuttgarter Gemeinderats, spielte in den vergangenen Jahren geschickt auf der politischen Klaviatur. So bewilligte der städtische Gemeinderat fast die Hälfte der für den Ausbau des neuen Jazzclubs nötigen Gelder; die übrigen 60 Prozent der 700.000 Euro Umbaukosten übernahmen der Verein und der Betreiber der Gastronomie.
Der Name BIX ist eine Hommage an den Kornettisten Bix Beiderbecke. Daraus eine konservative Ausrichtung abzuleiten, führt in die Irre. Obwohl ihn die Homepage charakterisiert als „den bedeutendsten und einflussreichsten weißen Jazzmusiker der 1920er Jahre und den wichtigsten Vertreter des Chicago Jazz“, pflegt das BIX ein modernes Programm, das vom Mainstream zu Lounge Jazz und Fusion reicht. Für das Selbstverständnis ist es wichtiger, dass Beiderbecke ein „Vorläufer des Cool Jazz“ war, der „großen Einfluss auf viele weiße, aber zum Teil auch schwarze Jazztrompeter“ hatte.
Das BIX entwickelt sein eigenes Profil mit hochkarätigen Regionalbands, Gastspielen überregionaler und internationaler Größen. Das Programm ordnet jedem Wochentag einen inhaltlichen Schwerpunkt zu, wobei die Ausgehtage Freitag und Samstag für Nu-Jazz, Latin-, Soul- und Funkjazz reserviert sind und ab 23 Uhr DJs Jazz und Jazznahes auflegen und bearbeiten. „Wir wollen ein junges Publikum erreichen“, erklärt Schulz.
Folgerichtig bleiben Swing und Dixieland wie zuvor den Vereinen „Jazz Initiative“ in der „Traditional Jazz Hall“ und „Jazz Society“ überlassen, die 200 Meter entfernt am Wochenende im „Tempus“ dem älteren Jazz frönen. Das jeden Montag auftretende Hausensemble „Band in the BIX“ ist bis vor Kurzem noch als „Band in the Box“ in einer 100 Meter vom BIX entfernten Jazzkneipe aufgetreten, die als „Kiste“ jungen Bands und Musikhochschulstudenten ein Forum bietet. Die Gastronomie hat Lutz Metzger inne. Der erfahrene Szenewirt betreibt auf Stuttgarts Partymeile die „Suite 212“ für ein junges, hip pes Publikum. Jazz, darin sind sich Schulz und Metzger einig, ist eine anspruchsvolle Musik, die in einem ansprechenden Ambiente präsentiert werden sollte. Schulz: „Wer ins BIX kommt, hört guten Jazz und kann sich wohlfühlen.“

Werner Stiefele, 13.09.2014, RONDO Ausgabe 1 / 2007



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