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Am 22. Januar 1940 wurde Eberhard Weber in Stuttgart geboren. Im März 2005 konnte er dort an zwei Tagen bei den Theaterhaus Jazztagen seinen 65. Geburtstag mit dem SWR-Sinfonie-Orchester und alten Weggefährten wie Gary Burton, Rainer Brüninghaus, Wolfgang Dauner, Jan Garbarek und Marilyn Mazur begehen und dabei Perlen seines Repertoires in neuen Arrangements aufführen. ECM legt jetzt eine repräsentative Auswahl aus den beiden Abenden als vorbildlich dokumentierte CD unter dem Namen „Stages of a Long Journey“ vor und richtet damit gewissermaßen eine zweite Geburtstagsfeier aus. Die zentrale Komposition ist mit „The Last Stage of a Long Journey“ betitelt und macht den programmatischen Ansatz dieses Werkes offensichtlich. Auf der Höhe seiner künstlerischen Potenz blickt da ein großer Komponist, Arrangeur und Instrumentalist zurück und formuliert sein Werk im Sinne seiner Altersweisheit. Er bekennt, dass ihm das kompositorische Schaffen immer harte Arbeit bedeutet habe und dass es ihm um die Vermittlung der Magie der Musik gehe, die auf das Zur-Schau-Stellen virtuoser Kompositionstechniken ebenso verzichte wie auf typisch selbstgefälliges Jazzgedudel. Und so wechseln auf dieser CD perfekt integrierte, impressionistische Orchesterklänge mit filigranen Soli.
Es schließt sich ein Kreis: Im legendären Wolfgang- Dauner-Trio von 1964 war der Verzicht auf traditionelle Rollenverteilung Programm, der Bassist Eberhard Weber konnte tun, was ihm, dem gelernten Cellisten, zweite Natur war, ganz natürlich übernahm er immer wieder die melodische Führung im Interplay. Die Geburtstags-CD dokumentiert ein berückendes Duo von Weber am klassischen Kontrabass mit Dauner. Bei Webers nach vorn orientierter Spielkonzeption war die Suche nach einem Instrument, mit dem ein derartiges Spiel auch in größeren Formationen zu verwirklichen war, zwangsläufig. Doch der Durchbruch für Webers Spielideal kam erst 1973, als er für ECM „The Colours of Chloë“ einspielen konnte. Schon damals waren Cellisten des Südfunkorchesters dabei. Die rollten nicht den berüchtigten Plüschteppich aus, sondern waren integrierter Teil der Komposition. Ein faszinierend neuer Sound eroberte alsbald die Welt, der auch charakteristisch für den ECM-Sound werden sollte.
Für Eberhard Weber ist der Jazz im herkömmlichen Sinne tot, gleichzeitig betont er, dass die Vitalität seiner Improvisation lebe. In dem Vibrafonisten Gary Burton und dann vor allem in dem Saxofonisten Jan Garbarek traf er auf Seelenverwandte, mit denen er immer wieder großartige Musik realisierte und eine einmalige Erfolgsstory geschrieben hat. Wenn die „Stages of a Long Journey“ derzeit die Last Stage markieren, so ist zu hoffen, dass ihr Erscheinen im Jahr des Eintritts von Eberhard Weber in das neue gesetzliche Rentenalter kein böses Omen sein möge.
Thomas Fitterling, 09.08.2014, RONDO Ausgabe 3 / 2007
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